Mittwoch, 28. März 2007
20.01.2007: Ein Abend bei Anna
felix hubertus, 11:15h
Ich habe mal wieder ausgeschlafen. Schnell stellt sich heraus, dass ich heute einfach zu faul für die Schulaufgaben bin. Daher schlafe ich einfach nochmals eine kleine Runde. Anschließend gehe ich zum ICA einkaufen, um mein leibliches Wohl zu sichern. Unter anderem brauche ich dringend Salz. Das letzte Mal musste ich mir welches leihen. Pfeffer wäre vielleicht auch nicht schlecht. Neben einigen anderen Sachen kaufe ich heute zum ersten Mal in Schweden auch mich selber. Unter den vielen Produkten von FELIX, wie zum Beispiel FELIX-Köttbullar, FELIX-Bratkartoffeln und vielen FELIX-Fertiggerichten fällt meine Wahl auf eine Tube FELIX-Ketchup. Dann beginne ich das Salz zu suchen. Und das entwickelt sich als schwieriger, als gedacht. Es ist jedenfalls nicht in der Nähe des Pfeffers zu finden. Die Minuten vergehen und ich streife zwischen den Regalen des ICA umher. Ich mache bestimmt bereits meine dritte Runde. Aber ich gehöre zu den Männern, die nicht gerne nach dem Weg fragen. Und Salz gehört neben Fleisch und Bier zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln und die muss ich als erfolgreicher Jäger und Sammler selbstständig und ohne die Hilfe irgendwelcher Mitarbeiter finden. Womöglich gerate ich noch an einer Mitarbeiterin. Somit suche ich weiter. Nach einer gefühlten halben Stunde schaffe ich es dann doch und finde die gesuchte Dose in einem Regal. Anfangs zu meinem völligen Unverständnis im Regal mit den Backwaren. Wer backt denn bitte noch öfter, als das er Spagetti kocht? Und welche Gefühlsmäßige Verbindung existiert zwischen Salz, Marzipan und Schokostreuseln. Schlimm genug, dass im Regal gegenüber das Müsli steht. Aber ich habe es zumindest geschafft. Die lange Jagd hat sich gelohnt. Jetzt muss ich mich nur noch für oder gegen Meersalz entscheiden. Da ich hier in Kalix und somit sozusagen am Meer bin, nehme ich auch das Meersalz. Und dann geht es nichts, wie nach Hause.
Um 17:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zu Anna. Wir sind von ihr zum Essen eingeladen worden. Also ziehe ich normale Kleidung an. Keine Skiunterwäsche und auch keine Schneehose. Leider ist der Weg recht lang und wir finden das Haus auch nicht auf Anhieb. Somit sind wirklich alle sehr froh, als wir dann nach ca. 45 Minuten in die warme Stube können. Anna wohnt in einem ganzen Haus. Es hat aber nur ein Erdgeschoss. Dafür im Keller noch ein riesiges Zimmer. In das sollen, wie ich später erfahre, ihre fünf Jungs einquartiert werden. Und es ist zweifelsfrei soviel Platz vorhanden. Überhaupt sind alle Zimmer sehr groß. Alleine die Küche ist schon fast so Groß wie das eine Zimmer in meiner Einzimmer-Wohnung. Es sind auf jeden Fall insgesamt über 120 Quadratmeter. Als ich als letzter das Haus betrete, bemerke ich als erstes zwei Umzugskartons. Überhaupt sieht das alles ein klein wenig unfertig aus. Ich frage mich, ob das alles Absicht ist. Es soll ja Leute geben, die erst 20 Jahre nach Einzug den letzten Umzugskarton ausräumen. Im Laufe des Abendessens bekomme ich jedoch mit, dass Anna gerade erst vor kurzem im Zuge ihrer Trennung von ihrem Mann hier eingezogen ist und wir ihr erster Besuch im neuen Zuhause sind. Das erklärt einiges. Die fünf Fotos im Flur, die fünf Jungs im unterschiedlichen Alter zeigen, wurden dann wohl als eines der ersten Dinge fertig gestellt. Beim reinen zweidimensionalen Anblick dieser fünf Rabauken wächst Anna in meinem Ansehen ungemein. Gleichzeitig bekomme ich ein wenig Angst. Zum Glück gibt es bald Essen. Unter anderem einen sehr leckeren Nachtisch mit Kompottbirnen und Vanillesoße.
Als ich mich informiere, wie viel so ein Haus hier denn kosten würde, erklärt Anna, dass sie hier nur zur Miete wohnen würde. Und die Miete betrüge so ungefähr 650 €. Somit kann ich mir in Kalix für eine doppelt so Hohe Miete, wie ich sie bezahle, ein vier bis vielleicht sogar sechs Mal so großes Haus mieten. Nicht schlecht. Für jetzt ist das nichts, aber wenn ich etwas älter und gemütlicher geworden bin, dann kann man sich das einmal im Hinterkopf behalten. Nach dem Essen lass ich mir von Anna ein weiteres Mal das schwedische Schulsystem erklären. Ich habe es immer noch nicht richtig verstanden, was die Leute in der Folkhögskola überhaupt machen. Dank eines Blatt Papiers und einer darauf angefertigten Skizze, verstehe ich es dann endlich. Der normale Schwede geht nach der Grundschule, die nicht wie unsere Grundschule nur vier Jahre dauert, aufs Gymnasium. Nach drei Jahren ist er dann fertig. Es gibt keinerlei Abschlussprüfung und anscheinend auch keine Note, wie man es mit unserem Abitur vergleichen kann. Danach kann man entweder arbeiten oder eine Prüfung an den Universitäten für das entsprechende Studienfach machen. Die Schüler der Folkhögskola haben das Gymnasium meist abgebrochen und waren arbeiten. Oder sie müssen einen Teil des Stoffes noch einmal nachholen. Danach können sie entweder wieder arbeiten gehen oder versuchen eine Ausbildungsstelle zu bekommen oder an einer Uni genommen zu werden. Allerdings kann ich mir schwer vorstellen, dass man bei dem aktuellen Niveau unseres Unterrichtes mit dem dort vermittelten Wissen eine Aufnahmeprüfung für eine Uni schaffen könnte. Da ist zumindest noch sehr viel Selbststudium notwendig. Anna hebt aber auch den sozialen Aspekt der Folkhögskola hervor. Es gibt auch immer wieder Schüler, die aus schwierigen Verhältnissen, wie zum Beispiel Alkoholikerfamilien kommen, und im Schulalltag wenigstens eine gewisse Regelmäßigkeit haben. Sie erzählt auch, dass einer unserer etwas älteren Klassenkameraden anscheinend ziemliche psychische, sowie Alkoholprobleme hatte und seit zwei Jahren zur Folkhögskola geht. Er wohnt auch bei uns in Södergård. Ihrer Meinung nach wird er in den nächsten Jahren sicherlich keine Arbeit bekommen. Aber er hat durch die Schule eine tägliche Aufgabe. Das ganze würde auch staatlich getragen werden. Ich erinnere mich an meine Zivizeit beim Sozialpsychiatrischen Dienst zurück und komme zu dem Schluss, dass das eigentlich eine sehr gute Sache ist. Unter diesem Hintergrund wirken manche meiner Mitschüler auch nicht mehr so komisch.
Insgesamt haben wir einen sehr schönen und witzigen Abend. Um 1:00 Uhr machen wir uns dann auf den dunklen, kalten Heimweg.
Um 17:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zu Anna. Wir sind von ihr zum Essen eingeladen worden. Also ziehe ich normale Kleidung an. Keine Skiunterwäsche und auch keine Schneehose. Leider ist der Weg recht lang und wir finden das Haus auch nicht auf Anhieb. Somit sind wirklich alle sehr froh, als wir dann nach ca. 45 Minuten in die warme Stube können. Anna wohnt in einem ganzen Haus. Es hat aber nur ein Erdgeschoss. Dafür im Keller noch ein riesiges Zimmer. In das sollen, wie ich später erfahre, ihre fünf Jungs einquartiert werden. Und es ist zweifelsfrei soviel Platz vorhanden. Überhaupt sind alle Zimmer sehr groß. Alleine die Küche ist schon fast so Groß wie das eine Zimmer in meiner Einzimmer-Wohnung. Es sind auf jeden Fall insgesamt über 120 Quadratmeter. Als ich als letzter das Haus betrete, bemerke ich als erstes zwei Umzugskartons. Überhaupt sieht das alles ein klein wenig unfertig aus. Ich frage mich, ob das alles Absicht ist. Es soll ja Leute geben, die erst 20 Jahre nach Einzug den letzten Umzugskarton ausräumen. Im Laufe des Abendessens bekomme ich jedoch mit, dass Anna gerade erst vor kurzem im Zuge ihrer Trennung von ihrem Mann hier eingezogen ist und wir ihr erster Besuch im neuen Zuhause sind. Das erklärt einiges. Die fünf Fotos im Flur, die fünf Jungs im unterschiedlichen Alter zeigen, wurden dann wohl als eines der ersten Dinge fertig gestellt. Beim reinen zweidimensionalen Anblick dieser fünf Rabauken wächst Anna in meinem Ansehen ungemein. Gleichzeitig bekomme ich ein wenig Angst. Zum Glück gibt es bald Essen. Unter anderem einen sehr leckeren Nachtisch mit Kompottbirnen und Vanillesoße.
Als ich mich informiere, wie viel so ein Haus hier denn kosten würde, erklärt Anna, dass sie hier nur zur Miete wohnen würde. Und die Miete betrüge so ungefähr 650 €. Somit kann ich mir in Kalix für eine doppelt so Hohe Miete, wie ich sie bezahle, ein vier bis vielleicht sogar sechs Mal so großes Haus mieten. Nicht schlecht. Für jetzt ist das nichts, aber wenn ich etwas älter und gemütlicher geworden bin, dann kann man sich das einmal im Hinterkopf behalten. Nach dem Essen lass ich mir von Anna ein weiteres Mal das schwedische Schulsystem erklären. Ich habe es immer noch nicht richtig verstanden, was die Leute in der Folkhögskola überhaupt machen. Dank eines Blatt Papiers und einer darauf angefertigten Skizze, verstehe ich es dann endlich. Der normale Schwede geht nach der Grundschule, die nicht wie unsere Grundschule nur vier Jahre dauert, aufs Gymnasium. Nach drei Jahren ist er dann fertig. Es gibt keinerlei Abschlussprüfung und anscheinend auch keine Note, wie man es mit unserem Abitur vergleichen kann. Danach kann man entweder arbeiten oder eine Prüfung an den Universitäten für das entsprechende Studienfach machen. Die Schüler der Folkhögskola haben das Gymnasium meist abgebrochen und waren arbeiten. Oder sie müssen einen Teil des Stoffes noch einmal nachholen. Danach können sie entweder wieder arbeiten gehen oder versuchen eine Ausbildungsstelle zu bekommen oder an einer Uni genommen zu werden. Allerdings kann ich mir schwer vorstellen, dass man bei dem aktuellen Niveau unseres Unterrichtes mit dem dort vermittelten Wissen eine Aufnahmeprüfung für eine Uni schaffen könnte. Da ist zumindest noch sehr viel Selbststudium notwendig. Anna hebt aber auch den sozialen Aspekt der Folkhögskola hervor. Es gibt auch immer wieder Schüler, die aus schwierigen Verhältnissen, wie zum Beispiel Alkoholikerfamilien kommen, und im Schulalltag wenigstens eine gewisse Regelmäßigkeit haben. Sie erzählt auch, dass einer unserer etwas älteren Klassenkameraden anscheinend ziemliche psychische, sowie Alkoholprobleme hatte und seit zwei Jahren zur Folkhögskola geht. Er wohnt auch bei uns in Södergård. Ihrer Meinung nach wird er in den nächsten Jahren sicherlich keine Arbeit bekommen. Aber er hat durch die Schule eine tägliche Aufgabe. Das ganze würde auch staatlich getragen werden. Ich erinnere mich an meine Zivizeit beim Sozialpsychiatrischen Dienst zurück und komme zu dem Schluss, dass das eigentlich eine sehr gute Sache ist. Unter diesem Hintergrund wirken manche meiner Mitschüler auch nicht mehr so komisch.
Insgesamt haben wir einen sehr schönen und witzigen Abend. Um 1:00 Uhr machen wir uns dann auf den dunklen, kalten Heimweg.