Mittwoch, 28. März 2007
22.01.2007: Geld kann doch glücklich machen
Ich habe einen sehr gemütlichen Schultag. Am Freitag haben wir eine etwas längerfristige Aufgabe bekommen. Wir sollen eine Art Aufsatz zu den drei Stücken “Ett dockhem“, “Fröken Julie“ und “Hedda Gabler“ schreiben und auf einige Fragen, wie zum Beispiel die Frauenrolle im jeweiligen Stück eingehen. Da es uns ja am Freitag nicht gelungen ist, eine Version von Hedda Gabler auf Schwedisch zu bekommen und ich nur über den Text von Fröken Julie verfüge, fange ich erst einmal damit an, verschiedene Meinungen zu dem Thema im Internet zu recherchieren. Die Zeit geht schnell herum und Svetlana und Boris fragen mich, ob ich mit ihnen ins Büro kommen will, um das Geld abzuholen. Das Geld. Um das Thema habe ich mich eigentlich gar nicht gekümmert. Ich habe immer gedacht, dass mir das wahrscheinlich überwiesen wird. Schließlich musste ich meine Bankdaten angeben. Aber anscheinend müssen wir das in Bar im Schulbüro abholen. Etwas zurückhaltend folge ich den beiden in das Büro. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl dabei nach Geld zu fragen, obwohl ich hier kostenlos wohnen kann und jeden Tag Frühstück und eine warme Mahlzeit bekomme. Bei Svetlana ist das was anderes. Sie scheint wirklich auf das Geld angewiesen zu sein. Andererseits hat Boris auch recht, wenn er sagt, dass es ja nicht das Geld von der Schule, sondern vom Svenska Institutet ist und ich ja auch erst einmal die Bewerbung überstehen musste. Und wenn ich es nicht nehmen würde, dann würde es halt ein anderer nehmen. Somit stehe ich dann letztendlich doch gespannt hinter den Beiden und will wissen, wie viel es denn jetzt überhaupt ist. Ich kann mich daran erinnern, dass es sich um eine nicht so hohes Taschengeld gehandelt hat. Andererseits stand auch irgendwo, dass ich für jede der drei Hauptmahlzeiten, die die Schule nicht leisten kann, wie zum Beispiel abends oder am Wochenende, einen gewissen Betrag bekomme. Da es schon gegen Ende des Monats ist, möchte ich gerne das ganze Geld des Monats auf einmal haben. Und als mir kurz darauf doch wirklich 2700 Kronen auf die Hand gezählt werden, schaue ich nicht schlecht aus der Wäsche. Ich bedanke mich ganz artig und gehe mit den anderen nach Hause. Ich rechne mehr als ein Mal um, aber das sind wirklich 300 €. Dafür, dass ich hier wohne und das schwedische Schulessen esse. Und soviel brauch ich hier ja nie im Leben. Hier kann man ja abends eh nicht weggehen. Und als ich mich dann noch daran erinnere, welche Jobs ich bisher alle für 300 € gemacht habe, fällt mir es auch nicht mehr schwer das Geld anzunehmen. Es lässt sich glaube ich schwer in Worte fassen, welch ein schönes Gefühl dies ist, aber ich bedaure jeden, der es nicht erleben durfte. In dem Moment wird mir auch klar, was meine Mutter damals gemeint hat, als sie erzählt hat, dass sich mein Cousin Max vom Stipendiumsgeld aus seinem Auslandsemester in Estland quasi einen neuen Computer gekauft hätte. Bereits darüber nachdenkend, ob ich mir vielleicht so meine angedachte Schwedenrundreise im Anschluss an die Zeit hier in Kalix finanzieren kann, treffen wir dann auch in Östergård ein.
Die Musiker sind angeblich wieder da. Ich merke sehr schnell, dass es sich hierbei nicht nur um ein Gerücht handelt. Wer auch immer über mir zu wohnen scheint, er oder sie trommelt eine Stunde lang fröhlich auf einer Bongotrommel herum. Das kann ja noch witzig werden, wenn ich mich hier wirklich einmal konzentrieren muss. Aber irgendwie werde ich damit schon klar kommen. Gegen Abend habe ich dann ziemliche Lust einmal wieder einen Film zu schauen. Und da Sebastian freundlicherweise meine externe Festplatte mit allerlei Kram zugeklatscht hat, treffe ich mich wenige Minuten später mit Boris am Tisch. Wir schauen uns einen Film an, den ich zwar bereits kenne, den ich aber beim letzten Mal schon sehr unterhaltsam fand. Helge Schneider lässt als Synchronstimme für Professor Dr. Feinfinger einfach nur das Herz aufgehen. Und auch Boris scheint “Käpt`n Blaubär - Der Film“ sehr gut zu gefallen.
Um die Runde der fröhlichen Unterhaltung noch komplett zu machen, spiele ich im Anschluss noch etwas Computer. Und weil ich auch nostalgisch sein kann, spiele ich ein Spiel im Stil von “Monkey Island“ und “Indiana Jones“. Ein wenig witzig, ein wenig zum Raten, ein wenig spannend und mit einer Grafik, bei der man sich fragt, wie man das selber jemals als tolle Grafik bezeichnen konnte. Ich muss mich erst einmal wieder daran gewöhnen, dass vier braune Klumpenkästchen einen kleinen Geldbeutel darstellen können. Aber als nach einer Weile wieder soweit bin, ist es genau das Richtige für einen schönen Tagesausklang.