Sonntag, 14. Januar 2007
08.01.2007: Uppsala --> Luleå , Reisen mit Björn
Ich stehe im Zug nach Luleå. Ich bin müde und verschwitzt und frage mich, wie meine Fahrgenossen im Liegewagen wohl so sind. Lieber wäre es mir natürlich, wenn ich keine Fahrtgenossen hätte, sondern ein Abteil für mich hätte. Wie viel lieber mir das gewesen wäre, ahne ich zu diesem Zeitpunkt meiner Reise noch nicht im Entferntesten. Nach mir kommt noch ein etwa gleichaltriger junger Mann mit einem großen, schwarzen Koffer in den Zug. Er schaut immer wieder aus der Zugtür auf den Bahnsteig. Es sieht so aus, als ob er noch auf jemanden wartet. Es kommt aber niemand. Meine nächste Interpretation seines Verhaltens ist, dass er sich noch bei jemandem verabschieden will. Aber da ist wiederum niemand. Evtl. hat die Person keine Lust sich von ihm zu verabschieden? Auf jeden Fall macht es keinen Sinn hier rumzustehen und zu warten, bis der mich nachher mit seinem Koffer vor sich her durch den Zug scheucht. Also gehe ich mit meinen Sachen den Gang entlang bis ich an das Schild komme, auf dem der Liegeplatz 73 angeschrieben ist. Er ist, wie auf meiner Reservierung vermerkt, in der Mitte zwischen zwei anderen Plätzen und befindet sich im Abteil von mir aus gesehen auf der linken Seite. Die Tür des Abteils ist geschlossen, ein blauer Vorhang verdeckt die Sicht ins Innere des Abteils. Nur am Rande des Vorhangs lässt sich erkennen, dass innen noch das Licht an ist. Wenigstens etwas. Ich habe keine Lust schlafende Menschen zu wecken. Aber ich habe auch keine Lust da jetzt rein zu gehen. Einige Abteile vorne gab es Leute, die die Liegen nicht runtergeklappt hatten, sondern auf den Sitzplätzen saßen. Ich sehe mich schon zwischen fünf nervigen Teenager-Klassenfahrt-Mädels, die keine Lust haben die Liegen runterzuklappen, weil sie die Nacht durchmachen wollen, im Abteil sitzen. Nein, das muss jetzt nicht sein. Ich geh etwas den Gang entlang. Aha... am Ende des Gangs sind also die Toiletten. Gut zu wissen. Ich stelle mich an ein Fenster und gebe mir noch Ruhezeit bis der Zug losfährt. Als dieser dies nach wenigen Minuten macht, ist nun entgültig sich, dass ich mir für die nächsten 14 Stunden hier die Zeit vertreiben muss. Und dies wohl am Besten auf meinem reservierten Liegeplatz. Außerdem kommt gleich bestimmt der Kerl mit dem großen Koffer durch den Gang gerannt. Also los! Taktisch klug nehme ich meine Zugkarte in die Hand, klopfe an die Tür, weil ich ja ein höflicher Mensch bin, und schiebe Glastür und Vorhang beiseite. Im Abteil ist es doch recht dunkel. Nur auf der rechten Seite unten brennt ein Leselicht und ein Kerl, Anfang vierzig, braune Haare und Brille, liegt mit Hose, T-Shirt und Socken bekleidet auf der Blauen Liegebank und ließt in einer Zeitschrift. Ich zeige ihm meine Karte und frage, ob ich hier richtig bin. Er bejaht und deutet auf die von mir vermutete Liege. Als ich mich in auf die Linke Seite wende ist die erste Übersicht geschafft: die mittlere Liege auf der rechten Seite ist leer. Auf der linken Seite sind die untere und meine Liege frei. Da sind wir ja schon mal nicht so viele. Mitten zwischen den Liegen steht eine Metalleiter. Hinter der Leiter ist ein eingeklappter Tisch und ein großer Koffer. Über der Leiter ist eine Gepäckablage auf der auch ein großer Koffer liegt. Auf dem Boden stehen mindestens zwei Schuhe. Wohin also mit meinem Gepäck? Den Rucksack stelle ich kurzer Hand einfach vor die Leiter, weil ich ihn nicht in den Gang stellen will und ja nicht weiß, ob da noch jemand für die anderen Liegen kommt. Als ich mich bei dieser Aktion umwende, steht direkt hinter mir der junge Mann mit dem großen Koffer in der Tür. Oh.. den sollte ich vielleicht nicht so lange warten lassen. Also...? Ich schmeiß meine Sporttasche auf meine Liege und platziere sie auf der Fensterseite, welches die Fußseite zu sein scheint. Dann ziehe ich meine Schuhe aus und klettere über meinen Rucksack hinweg auf meine Liege. Im Zuge dieser Kletterpartie sehe ich einen Fuß von der obersten Liege hervorschauen. Da liegt also auch noch einer. Jetzt wird es ja doch richtig voll hier. In einer gebückten Sitzhaltung befinde ich mich nun auf meiner Liege und versuche meine Winterjacke auszuziehen. Wenn ihr euren Schreibtisch um 10 cm niedriger stellt oder absägt und euch dann darunter setzt, müsste das ungefähr das gleiche Gefühl sein. Der schwarze Koffer nimmt derweil etwas von seiner Liege, was wie ein Bettlaken aussieht, dreht sich zu mir um und sagt "Das ist glaub ich deins!". Ich sage nur "Ah" und nehme das Lakenpaket entgegen. Schnell habe ich erkannt, dass es sich um einer Art Jugendherbergsschlafsack handelt. Meine Tasche ist also zu meinen Füßen platziert, darauf bzw. davor liegt die Winterjacke und danach kommt eine blaue Decke. Daneben oder dazwischen hocke ich mit verrenktem Hals und versuche den Schlafsack so auseinander zu wurschteln, dass ich im ersten Schritt erstmal erkenne, wo der Eingang von dem Ding ist. Das Licht ist nicht sehr gut und meine Haltung bewirkt eine gewisse Ungeduld. Zudem gibt es an einer Stelle des Schlafsackes einen Riss, der Strukturierung des Schlafsacks für Verwirrung sorgt. Schnell werfe ich einen Blick zu dem deutschen Schwarzkoffer. Der steht ganz gemütlich auf der Leiter, von der er mich inoffiziell vertrieben hat und macht sein Bett so, wie man sein Bett macht. Die Art, wie er sein Bett macht, löst bei mir ein nicht zu definierendes Gefühl aus, dass es sich bei dem jungen Mann wirklich um einen Deutschen handelt. Er macht das ganze sehr strukturiert und hat sogar sein Handgepäck in ein ausklappbares Hängenetz gestellt, das ich zu diesem Zeitpunkt auf meiner Seite noch überhaupt nicht bemerkt habe. Ich habe aber nicht mehr die Möglichkeit auf der Leiter zu stehen, also kämpfe ich weiter. Als ich mit meinen Kräften am Ende bin, sehe ich ein, dass es gerade keinen Sinn macht und ich eine Pause einlegen muss. Da ich einer derartigen Blosstellung entgehen möchte, suche ich schnell nach einem vorgeschobenen Pausengrund. In einer letzten Verrenkung hole ich mein Handy aus der Jackentasche und liege darauf ausgestreckt auf dem Rücken. Neben mir meine Tasche, Jacke, eine blaue Decke und der bearbeitete Schlafsack. Ich schreibe eine SMS, dass ich es in den Zug geschafft habe. Auf dem Rücken liegend ist dies zwar auch nicht sehr bequem, aber wenigstens lässt das Ziehen im Nacken langsam nach. Während ich mich versuche etwas zu erholen, merke ich, dass sich mir etwas in den Rücken drückt. Ich habe doch auch einen Schlafsack auf meinem Platz liegen. Ich bleibe jedoch bei dem bisher bekämpften und stecke den Unbenutzten in ein Gepäcknetz. Als ich mich jetzt auf den Rücken lege, tritt endlich ein Gefühl von Bequemlichkeit ein. Nach ein paar Minuten setze ich mich wieder auf und nehme erneut den Kampf mit dem Schlafsack auf. Diesmal geht alles jedoch sehr schnell. Ich finde endlich den Eingang, ziehe den Schlafsack komplett auseinander und habe ihn relativ schnell über der ganzen Liege ausgebreitet. Ein Schlupf und ich liege drinnen. Jedoch bin ich und die Tasche leider etwas zu lang für die Liege. Meine Füße stoßen an die Tasche, so dass ich nicht ausgestreckt liegen kann. Mit einer erneuten seitlichen Situp-Verrenkung stelle ich die Sporttasche längs, anstatt quer, zur Liege. Nun kann ich meine Beine neben ihr ausstrecken. Als ich meinen Pulli bzw. den nassen Lappen, der davon übrig geblieben ist, auch noch ausziehe und auf die Sporttasche lege, fang ich an zu entspannen. Ich schaue mich nochmal nach meinen Mitreisenden um. Björn liegt immer noch angezogen auf seiner Liege. Er trägt ein altes T-Shirt auf dem irgendwas mit Singapur steht und liest anscheinend eine archäologische Zeitschrift. Ich schätze ihn so ein, dass er wohl die ganze Nacht angezogen auf seiner Liege liegen und lesen wird. Mir gegenüber liegt der Deutsche, der wahrscheinlich bereits schon seit Minuten mit seinem Nachtlager fertig ist. Ich habe jedoch gesehen, dass er nicht mit den vorspannbaren Sicherungsgurten klar kam und somit im Schlaf aus dem Bett fallen kann. Über ihm liegt ein ca. achtzehnjähriges Mädchen. Ich erkenne ein T-Shirt, was auf gemütliche Schlafklamotten zu schließen scheint und ein großes Kissen, was definitiv nicht von der Bahn ist. Außerdem steckt sie eingekuschelt im Schlafsack und hat darüber die blaue Decke gelegt. Schnell erkenne ich, dass ich das auch so haben. Ich hatte schon befürchtet, dass man hier mit Jeans schlafen muss. Schwarzkoffer ist mit Jeans in den Schlafsack und Björn schläft nicht. Also ziehe ich Jeans und Socken aus und quetsche sie noch auf die Sporttasche. Es erscheint einem hierbei nichts besonders zu sein. Wenn man aber einmal mit vier fremden Personen, die man nicht stören will, in einem stillen Zugabteil gelegen hat, dann weiß man, wie laut eigentlich das Öffnen eines Metallschiebeverschlusses eines Gürtels sein kann. Als vorerst letzte Aktion spanne ich noch das Sicherungsband vor meine Liege, was nach kurzem Studium der entsprechenden Verschlüsse kein Problem ist. Als der Kollege gegenüber dann nach fünf Minuten ebenfalls merkt, dass es sich ohne Hose und Socken wesentlich bequemer schlafen lässt, einige ich mich auf ein Unentschieden. Bei Ockelbo (laut Fahrplan 0:30 Uhr) stellt sich dann entgültig etwas Gemütlichkeit und Abenteuerromantik ein. Aber irgendwas war komisch. Irgendwas war anders. Es war auf einmal so hell. An der Gepäckablage in dritten Stock gab es links und rechts jeweils drei Leuchtstrahler. Und die auf meiner Seite waren alle an. War ich das? Vorhin hatte irgendwas geklackt. Ich schaute kurz auf die Wand hinter meiner Tasche aber dort gab es keine Schalter. Der Mensch über mir hatte sich vorhin bewegt. Vielleicht war der an einen Schalter gekommen? Wenn ich zur Wand gedreht liege ist es kein Problem. Wenn ich zum Gang liege stört es jedoch. Ich kann jetzt anscheinend nichts daran ändern und wenn ich das aus versehen war, dann hätten die anderen bestimmt was gesagt. Da ich natürlich nicht richtig schlafen kann, sondern es ein hin- und herwälzen im Halbschlafzustand ist, bekommt man immer wieder was mit. Zum Beispiel, dass Björn doch noch aufhört zu lesen und sich einfach mit Anziehsachen unter die blaue Decke legt und seine Füße mit weißen Tennissocken unten rausgucken. Spontan muss ich an all die bösen Kommentare gegen weiße Tennissocken denken. Hier sind sie wirklich berechtigt. Des weiteren überlege ich, woher der Kollege von gegenüber gewusst hat, dass ich Deutscher bin. Ich habe eigentlich nichts gesagt. Oder habe ich mit mir selber gesprochen? Und das uralte Frankfurter Rundschau T-Shirt, dass ich mir für die Reise angezogen habe, war auch unter dem Pulli versteckt. Ob der vielleicht sogar auch nach Kalix fährt? Halb schlafend, halb wachend und immer wieder das Kopfkissen unter den Kopf oder irgendwo an die Wand hinlegend (je nachdem, ob ich auf der Seite oder auf dem Bauch liege) verbringe ich die nächste Zeit. Björn ist wenige Minuten später eingeschlafen, was ich neidisch zur Kenntnis nehmen muss. Der Neid ändert sich jedoch schnell in Entsetzen. Björn fängt damit an einen großen, dicken Baum durchzusägen. Nach einiger Zeit wird es ruhig und ich bemerke, dass Björn die blaue Decke über seinem Gesicht liegen hat. Ich frage mich, was wäre, wenn er nun darunter ersticken würde. Da dies entgültige Ruhe bedeuten würde, bin ich von der Idee nicht ganz abgeneigt und versuche nun auch etwas zu schlafen. Dies ist mir jedoch nicht vergönnt, da Björn anscheinend nur eine kurze Pause gemacht hat und nun wieder frisch und kräftig weitersägt. Was nicht nur mich, sondern auch meinem Gegenüber deutlich leiden lässt. Ich überlege bereits, was ich Björn an den Kopf schmeißen könnte, finde aber keine geeignete Lösung. Unter dem Zusammenspiel von Björns Waldarbeiten, dem ständigen Wechselspiel des Kopfkissens und dem Halogenstrahler, dessen Strahlen sich je nach Liegeposition durch mein Augenlied direkt ins Schlafzentrum meines Hirns zu brennen scheinen, erhalte nach Stunden der Unruhe plötzlich einen unheimlichen Energieschub. Ich hechte ans Fußende meiner Liege und quetsche meine Hand zwischen Liege und Wand. Da muss doch irgendwo so ein verdammter Schalter sein. Und wirklich kann ich einen Kippschalter ertasten. Kurz bevor ich ihn umlege hoffe ich noch, dass das nicht der Schalter für die Leuchtstoffröhren an der Decke ist. Aber das ist mir jetzt auch egal. Es macht KLACK und wird etwas dunkler. Mein Blick nach oben verrät, dass der Strahler für den Fensterplatz erloschen ist. Links neben dem Schalter ertaste ich einen weiteren. Nach einem weiteren KLACK ist auch der mittlere Strahler erlöschen. Aber es existiert kein dritter Schalter an der Wand. Und auch mein Energieschub scheint gleich vollkommen verflogen zu sein. Mit letzter Kraft robbe ich auf die Kopfseite zurück und quetsche auch hier meine Hand zwischen Wand und liege. Ich ertaste auch hier einen Schalter. Der muss für den Strahler zuständig sein, der mir ständig ins Gesicht leuchtet. Und nach einem letzten KLACK ist es dunkel. Wunderbar! Eine Wohltat für die Augen. Auch mein Gegenüber, dem die Strahler auch die ganze Zeit mitten ins Gesicht gestrahlt haben, scheint etwas erleichtert. Und sogar Björn hört nach kurzer Zeit auf zu sägen. Während ich zu dem Entschluss komme, dass ich das Licht nicht angemacht haben kann, weil ich nicht mit einer Tasche auf beiden Seiten der Liege zufällig mit einem Tragegurt um alle drei Schalter gekommen und sie beim wegziehen der Tasche umgekippt haben kann -das kann man ja nicht einmal schreiben, wie soll man es dann machen- schlafe ich ein.
Nach geschätzten zwei Stunden werde ich von einer unglaublich Lauten Motorsäge aus dem Schlaf gerissen. Björns Familie schein seit Generationen im Holzfällergewerbe zu arbeiten. Ich ergebe mich meinem Schicksaal. Da würde nicht mal Oropax helfen. Der deutsche Schwarzkoffer steigt bei Umeå aus. Wenn er jetzt gleich zur Uni oder Arbeit muss, dann bemitleide ich ihn wirklich. Er hatte eine wirklich schlimme Fahrt. Dafür ist er jetzt hier raus. Ich nicht. Kurz darauf steht Björn auf und begibt sich wohl auf die Toilette. Ich vertreibe mir meine Zeit damit aus dem Fenster zu gucken. Umeå bietet einige beleuchtete Häuser und Menschen, die auf den Zug warten. Als Björn zurückkommt, legt er sich auf seine Liege, schläft ein und ist still. Ich weiß nicht was er da draußen gemacht hat, ich will es auch nicht wissen, aber es hat funktioniert. Es ist ruhig. Es ist dunkel. Und ich kann geschätzte zwei Stunden bis kurz vor 9:30 Uhr richtig schlafen. Als ich die Augen aufschlage, sehe ich, dass wir wirklich mittlerweile in nördlicheren, weißeren Gefilden sind. Sehr beruhigend. Ich mache mein erstes Foto in Schweden, auf dem Schnee zu sehen ist.

Ausblick von meiner Liege um ca. 9:30 Uhr

Nachdem ich dann noch etwas auf meiner Liege rumliege und aus dem Fenster schaue, beschließe ich um 10:30 Uhr mal auf die Toilette zu gehen und mich etwas frisch zu machen. Zurückgekehrt habe ich keine Lust mehr auf liegen. Also klappe ich meine Liege runter, so dass sie jetzt als Rückenlehne fungiert, und setze mich auf die so entstandene Sitzfläche. Zum Frühstück gibt es schweizer Schokowaffeln, die mir von meiner Mutter vorsorglich als Reiseproviant mitgegeben worden sind. Und natürlich das in Uppsala gekaufte Wasser. Björn liest in einem seiner Archäologiehefte oder macht Fotos. Von Zeit zu Zeit schaut er zu mir rüber und hat etwas leicht gieriges in seinem Gesichtsausdruck. Manchmal habe ich Angst, dass er mir meine Waffeln wegnehmen will. Ich bin aber auch nicht sicher, ob es wirklich um die Waffeln geht und ob ich ihm was anbieten soll. Er ist ja selber erwachsen und wird sich doch wohl was mitgebracht haben? Außerdem bin ich aufgrund der Nacht ein klein wenig nachtragend. Ich merke sehr schnell, dass ich doch nicht so fit bin, wie gedacht und schlafe an meinen Rucksack gelehnt immer wieder ein. Kurz vor meiner Ankunft in Luleå stelle ich fest, dass die Schokowaffeln während meiner Schlafperioden nicht weniger geworden sind. Das Mädchen aus dem zweiten Stock schein dagegen unter der Decke des Abteiles zu leben. Sie kommt erst zwei Minuten vor Ankunft in Luleå aus ihrem Bett. Jedoch hatte sie auch definitiv das gemütlichste. Insgesamt hat der Zug etwas mehr als eine Stunde Verspätung. Was jedoch im Streckenverhältnis zum RE zwischen Ehrenfeld-Düren mit regelmäßigen 20 Minuten gar nichts ist. Im Endeffekt bin ich froh den Zug genommen zu haben. Um 20:00 Uhr war ja schon wenig los auf dem Flughafen. Und bis 6:00 Uhr am nächsten Morgen alleine in einer großen, leeren und womöglich kalten Flughalle zu sitzen macht nicht viel Spaß. Das habe ich schon mal gemacht. Im Endeffekt war meine Liege einigermaßen bequem. Und nachdem ich mich an das Schaukeln des Zuges gewöhnt hatte, war es sogar recht gemütlich. Besser, als die ganze Zeit in Klamotten zu stecken. Und ohne Björn hätte ich wahrscheinlich sogar richtig gut schlafen können. Ich komme zwar ca. vier Stunden nach meinem Alternativflugzeug an, der Ausblick, den ich während der Fahrt auf die schwedische Landschaft hatte, war es mir fürs erste jedoch Wert.

Ausblick während der Zugfahrt Uppsala-Luleå

Ausblick aus dem Zug Uppsala-Luleå

In einer nasskalten Waschküchenlandschaft ohne mir ersichtlichen Bahnhof steige ich aus. Ich stehe auf einem nassen, bzw. vereisten Schotterweg neben einem Gleis und dem Zug, der mich hierher gebracht hat. Über mir ist irgendeine Art Brücke, vor mir eine Art Bauzaun. Einige Personen laufen nach Links in den Nebel hinein. Andere gehen nach Rechts. Und ich? Wo muss ich hin?